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Impulse kontrollieren, Unsicherheit aushalten

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Im Austausch in der Diskussionsrunde: Prof. Dr. Klaus Gourgé, Dr. Pia Niessen, Dr. Walter Schlittenhardt, Prof. Dr. Barbara Kreis-Engelhard, Dr. Johannes Nickel und Prof. Dr. Anka Reich (von links) (Foto: HfWU)

„HfWU Zukunftsforum“ in Geislingen; Thema „Resilienz-Management“

GEISLINGEN (hfwu). Unzulänglichkeit akzeptieren, Ressourcen doppelt vorhalten, flexibel bleiben im Kopf aber auch auf andere gesellschaftliche Strukturen hinarbeiten. Das sind probate Strategien, um Resilienz zu schaffen. Dies zeigte das „Zukunftsforum“ an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Geislingen (Steige).

Online und vor Ort an die Hochschule in Geislingen waren rund 150 Teilnehmende zum diesjährigen „HfWU Zukunftsforum“ unter dem Titel „Resilienz-Management: widerstandsfähig auf allen Ebenen? Individuell, organisatorisch und gesellschaftlich?“ gekommen. Der Begriff der Resilienz hat in den vergangenen Jahren eine steile Karriere gemacht, so der Befund von HfWU-Professor Dr. Klaus Gourgé bei der Veranstaltung im Rahmen des Studium generale. Der Grund: „Es ist der passende Begriff für eine Welt der Omni-Krise, der vielen gleichzeitigen Krisen. Denn Resilienz steht für die Kombination von Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit“, so Gourgé, der an der HfWU den MBA-Studiengang Zukunftstrends und Nachhaltiges Management leitet.

Bevor es mit den Teilnehmenden ins „Worldcafé“ ging, einem Diskussionsformat in kleinen Gruppen, standen drei kurze Impulsreferate auf dem Programm. Den Auftakt machte Dr. med. Walter Schlittenhardt, ehemaliger Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin und Leiter des Notarztstandorts der Helfenstein Klinik Geislingen. Der Mediziner definiert Resilienz auch als die Fähigkeit, empathisch zu bleiben, Emotionen und Impulse kontrollieren und Kausalitäten analysieren zu können. Was Resilienz im Grunde ausmacht, ist „die Zuversicht bewahren, den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen und Stärke im Team finden“, führte Schlittenhardt aus. Gerade in Krisensituationen heiße dies auch, Ängste und eine grundsätzliche Uneindeutigkeit anzunehmen. Sicherheit gebe insbesondere ein Team. „Will man die Problemlösefähigkeiten aller Beteiligten voll zum Tragen bringen, braucht es Teamgeist“, so der Appell des ehemaligen Chefarzts.

Der zweite Impuls kam von Dr. Johannes Nickel. Nach der Perspektive auf das Individuum nahm der Sicherheitsrisikomanager und Mitgründer der Corporate Resilience Academy die organisatorische Dimension in den Blick. Er ging gleich einen Schritt weiter, nach der Krise. „Unternehmen, die mit einer Krise besser zurechtkommen als die Mitbewerber, können aus ihr mit einem Vorsprung herausgehen“, ist Nickel überzeugt. Redundanz und Flexibilität sind für ihn zentrale Stichworte bei der Resilienz von produzierenden Unternehmen. Damit seien etwa Fragen nach der Größe des Lagerbestands oder der Vielfältigkeit der Kunden- und Lieferantenbeziehungen verbunden. Flexibel zu sein heiße aber auch, über technische Lösungen hinaus generell „out of the box“ denken zu können, jenseits von herkömmlichen Mustern.

Den dritten Impuls steuerte Dr. Pia Niessen vom Fraunhofer Institut für Innovations- und Systemforschung (ISI) bei. Die Biographie des Rappers Eminem, auf die sie kurz einging, zeigen einen „statistischen Fehler“. Trotz vielfältiger Gewalterfahrungen und entgegen den Erwartungen brachte er es zum weltweit erfolgreichen Musiker und Multimillionär. Der Punkt der Psychologin: Resilienz ist nicht immer erklärbar und wird oft von gesellschaftlichen Strukturen beeinflusst. So genüge es beispielsweise nicht, Lehrer in Resilienztrainings zu schicken, nichts aber an der ihrer Zahl und den Arbeitsbedingungen zu ändern.

Für die online Teilnehmenden endete die Veranstaltung nach einer Diskussionsrunde mit Schlittenhardt, Nickel und Niessen, die von den HfWU-Professor:innen Dr. Klaus Gourgé, Dr. Anka Reich und Dr. Barbara Kreis-Engelhard moderiert wurde. Für die anderen ging es angeregt und mit einem kleinen Imbiss gestärkt im „Worldcafé“ weiter.