NÜRTINGEN (hfwu). Rund um das Thema Bienen Vorträge, Workshops, Führungen und ein „Markt der Möglichkeiten“. Das Ganze zugleich für Schüler, Lehrer, Imker und Wissenschaftler. Das neue Veranstaltungsformat an einem besonderen Ort der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) ging auf. Das Interesse an der ersten Bienenkonferenz der Hochschule war groß.
Wie startet man an der Schule eine Bienen-AG? Und vermarket dann den Honig? Wie gefährlich ist die Asiatische Hornisse? Gibt es Zuchterfolge bei den Honigbienen im Kampf gegen die Varroamilbe? Was sollte beim Aufstellen von Nisthilfen für Wildbienen beachtet werden? Die erste Bienenkonferenz der HfWU bot ein umfassendes Programm für interessierte Schülerinnen und Schüler wie für Profis.
Auf dem Hofgut Tachenhausen, dem Lehr- und Versuchsbetrieb der Hochschule in der Nähe von Nürtingen waren im Rahmen des Projekts "Schulkooperationen" Lehrer:innen und Schüler:innen von 13 Schulen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammengekommen. Vor Ort waren zudem Vertreter von Interessensverbänden und vom Landesumweltministerium. Hauptsponsor der Veranstaltung war die Stiftung Naturraum.
„Bienen sind kein einfaches Thema. Wissenschaftlich geht es um vielfältige und komplexe Fragestellungen“, erläuterte Prof. Dr. Barbara Benz, die wissenschaftliche Leiterin und Mitorganisatorin der Bienenkonferenz. Gleichzeitig sei die Biene die perfekte Botschafterin für Nachhaltigkeit. Denn mit ihr sind übergreifende Themen wie Umweltschutz, Artenvielfalt und Ernährung bis hin zu sozialen Fragen verbunden, etwa der Organisation von "demokratischen" Prozessen in einem (Insekten-)Staat. Am Beispiel der Biene ließen sich so komplexe Themenfelder gerade auch Kindern- und Jugendlichen konkret und anschaulich vermitteln.
Der Hauptvortrag zum Auftakt der Bienenkonferenz kam von Dr. Kirsten Traynor. Die Leiterin der Landesanstalt für Bienenkunde an der Uni Hohenheim sprach über Vespa velutina – wie die Asiatische Hornisse zu erkennen ist, sich ausbreitet und zur Gefahr werden kann. „Ein einziges Netz braucht pro Saison elf Kilo Insektenfleisch zur Fütterung der Larven“, berichtete Traynor, „das entspricht mehr als 100.000 Honigbienen.“ Diese und weitere Insekten stehen ganz oben auf dem Speisezettel der invasiven Art. So können sie für Imker, den Insektenbestand aber auch für den Obstbau zum Problem werden. Im vergangenen Jahr wurden über die offiziellen Meldeplattformen der Bundesländer mehr als 500 Nester registriert. Wie groß die Gefahr tatsächlich ist, sei schwer abzuschätzen, so Traynor. Umso wichtiger sei es, Sichtungen zu melden und so auch die Forschung voranzubringen.
Nach dem Vortrag der Bienenbiologin berichteten Schülerinnen und Schüler vom Schlossgymnasium Kirchheim (Teck) von ihren Erfahrungen beim Bau und Einsatz von Nisthilfen für Wildbienen und informierten allgemein über Wild- und Honigbienen. Stefanie Wenz, Imkerin und Biologielehrerin an der Emil-von-Behring-Schule in Geislingen (Steige), erläuterte, was es bedarf, um eine Schulimkerei zu realisieren.
Bei den Infoständen auf dem „Markt der Möglichkeiten“ präsentierten sich der Bezirksimkerverein Nürtingen, die Imker AG des Kirchheimer Ludwig-Uhland Gymnasiums und in Kooperation mit der Liebenauschule Neckartailfingen der Bienenkorbmacher Frank Watzlawik. Ebenfalls präsent waren der Verband Württembergischer Imker mit ihrem Vorsitzenden Dr. Helmut Horn, die Dachbegrünungsfirma Zinco, der Verein Europa Minigärtner, der Landesverband der Buckfast-Züchter, das Mellifera-Projekt „Bienen machen Schule“ und der Imkerverein Geislingen. Die HfWU-Forscherin Hannah Weinläder zeigte Dutzende verschiedene präparierte Wildbienen und bot zudem eine Wildbienenführung auf dem Gelände des Hofguts an. Zum weiteren Programm gehörte eine Führung zum HfWU-Bienenzentrum und eine Honigverkostung mit Honig-Sommelier Michael Slaby.
Ziel der Bienenkonferenz war, einen Wissenstransfer in alle Richtungen zu bewerkstelligen und Interessierte aus ganz unterschiedlichen Bereichen zu vernetzen. Und nicht zuletzt ein Bewusstsein zu schaffen, welche grundlegenden Fragen mit dem Wohlergehen des schwarzgelben Insekts verbunden sind. Das war ganz offenbar gelungen in der ländlichen Atmosphäre des Anwesens in Tachenhausen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen endete die Bienenkonferenz mit der Verlosung einer "Bienenbox" mit Utensilen für eine Bienen-AG und einer Führung über den Bienen-Lehrpfad ans Bienen-Infozentrum.