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Soziale Marktwirtschaft im Stresstest

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Prof. Arndt im Kinosaal

Prof. Dr. Christian Arndt moderierte die Diskussion im Anschluss an den Film.

Studium generale: Dokumentarfilm zu Sozialer Marktwirtschaft im Kino in Geislingen; engagierte Diskutanten

GEISLINGEN (hfwu). Vor welchen Herausforderungen steht die Soziale Marktwirtschaft? Antworten auf diese Frage gibt der Film Germanomics. Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) zeigte den Dokumentarfilm im Rahmen des Studium generale im Gloria Kino Center in Geislingen (Steige). Das Thema bewegt. Das zeigte die Diskussion im Anschluss.

Ludwig Erhard gehört zu den Vordenkern und ersten Machern der Sozialen Marktwirtschaft. Mit ihm beginnt der Film Germanomics. Erhard und das legendäre Wirtschaftswunder sind Geschichte. Genauso die „Deutschland AG“, ein Netzwerk von großen Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen, die bis in die 90er-Jahre die Wirtschaftsgeschicke des Landes prägte. Und auch die neoliberale Phase, die sich danach anschloss, ist passé.

Im Rückblick zeigte der Film, wie leistungsfähig und anpassungsfähig die Soziale Marktwirtschaft in all diesen Phasen blieb. Die Integration Mittel- und Osteuropas und Chinas in den Weltmarkt, technologische Sprünge, Weltwirtschaftskrisen – nichts schien das deutsche Wirtschaftssystem von seiner Erfolgsspur abzubringen. Dennoch haben sich fast unbemerkt in den zurückliegenden Jahrzehnten grundlegende Parameter verschoben. Dazu gehören eine abnehmende Unternehmensdynamik, zunehmende Konzentrationsprozesse, der Druck auf dem Mittelstand und zunehmende soziale Ungleichheiten, so der Befund des Films.

Eingeladen ins Geislinger Gloria Kino Center hatte die HfWU im Rahmen ihres Studium-generale-Programms, das im Sommersemester unter dem Titel „Gerecht wirtschaften“ steht. Entstanden ist der Dokumentarfilm im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Realisiert haben ihn der Wirtschaftsjournalist Philipp Stachelsky und der Dokumentarfilmer Mike Friedrich.

Was sind die Treiber der aktuellen Entwicklungen? Welche Gefahren ergeben sich aus ihnen für die Dynamik der Wirtschaft und den Zusammenhalt der Gesellschaft? Und wie kann man den Herausforderungen begegnen? Zu diesen Fragen werden im Film rund zwanzig Expert:innen und Entscheidungsträger:innen interviewt.

Die Befragten sind sich einig: Die Soziale Marktwirtschaft ist eine Erfolgsgeschichte – noch. Auf verschiedenen Feldern sind allerdings grundlegende Reformen notwendig. Von der überbordenden Bürokratie über die Unternehmens- und Erbschaftssteuer bis zum Rentensystem und der Wohnraumproblematik. Sollten die Herausforderungen nicht angegangen werden, kann Deutschland den Anschluss international verlieren und die soziale Ungleichheit sprunghaft zunehmen, warnen die Fachleute. Einfache Lösungen gibt es nicht, das zeigen ihre Aussagen. Und wie die Sache ausgeht, ist keineswegs ausgemacht. Optimisten und Pessimisten halten sich im Film die Waage.

Der grundlegende Widerspruch der Sozialen Marktwirtschaft bleibt, ökonomischer Wettbewerb auf der einen Seite und sozialer Ausgleich auf der anderen. „Einen Ausgleich von beidem unter neuen Rahmenbedingungen zu schaffen, gehört zu den zentralen Herausforderungen der Zukunft“, so das Fazit von Professor Dr. Christian Arndt, der das Studium-generale und den Studiengang „Zukunftsökonomie“ an der HfWU leitet. Er hatte zum Film eingeführt und die Moderation der anschließenden Diskussion übernommen. Die Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum spiegelten die Vielschichtigkeit des Themas wider und dass es die Menschen konkret vor Ort bewegt.