Fischer geht davon aus, dass das Urteil in Baden-Württemberg den Weg zu Studiengebühren frei macht. Bei den Studierenden wird dies zu Problemen führen. Deshalb müsse klar sein, das die Gelder aus den Gebühren komplett bei den Hochschulen bleiben. „Nur dann werden Eltern und Studierende die Gebühr akzeptieren, nur dann werden sie erkennen, dass die Gebühren zu ihrem Nutzen sind“. Die Hochschulen können nur mit zusätzlichem Geld die Probleme lösen, die im Argen liegen: Fremdsprachenangebote, verbesserte EDV-Ausstattung und Bibliotheken. „Von diesen Problemen sind die Studierenden direkt betroffen. Wenn die Gebühren hier Abhilfe schaffen, werden die Gebühren auch akzeptiert.“
Gleichzeitig mit den Studiengebühren müsse ein unbürokratisches und flexibles Stipendiensystem geschaffen werden. „Hier sind das Land, die Hochschulen selbst aber auch die Banken gefordert. Es darf auf keinen Fall passieren, dass qualifizierte Studienbewerber aus finanziellen Gründen nicht zum Studium zugelassen werden. Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Absolventen. Dies entscheidet über unsere Zukunft und Entwicklung“. Wenn nicht schnell für die heutigen Schüler ein attraktives Finanzierungsmodell geschaffen wird, befürchtet der Nürtinger Rektor einen Einbruch bei den Studentenzahlen. „Wer heute studiert ist fein raus, die ganz Jungen können vorsorgen, aber eine ganze Generation von Abiturienten und Gymnasiasten wird kalt erwischt“.
Der Blick auf andere Länder zeige, dass Studiengebühren nicht abschreckend sein müssten. Holland, England, Skandinavien und die USA zeigen, dass dort mehr junge Menschen studieren als hier – trotz Studiengebühren. „Dort gibt es allerdings zinsgünstige Darlehen, Stipendien aus Spenden und Bildungsfonds, zu denen die Eltern die Beiträge steuerlich geltend machen können“. Für die Banken und Finanzwirtschaft könne hier ein riesiger Markt entstehen – die Produkte müssten allerdings passen. Es komme darauf an, dass diese flexiblen und unkomplizierten Produkte schnell eingeführt und kommuniziert werden. Auch die bisherige BaföG – Förderung müsse dann zwangsläufig auf den Prüfstand, so Fischer.
Fischer rechnet damit, dass bei den Studierenden zunächst negative Reaktionen vorherrschen, „die Zeichen stehen vielleicht auf Protest“. Es kommt darauf an, dass zum einen die Gelder bei den Hochschulen bleiben und sich gleichzeitig der Staat nicht aus der Grundförderung zurückzieht. „Erst dann erreichen wir die notwendige Zustimmung bei den Studierenden“. Die werden dann künftig zu Kunden. Denn wer bezahlt, erwartet dafür eine geldwerte Gegenleistung. „Die Studierenden werden künftig vergleichen, wo sie für ihr Geld welche Gegenleistung bekommen. Welche Hochschule welche und vor allem wie viele Studierenden anlocken kann, entscheidet dann immer mehr der Markt.“
Gerhard Schmücker, 26.01.2005
Rektor Fischer begrüßt BVG-Urteil
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