Rohstoffschätze in der Schublade

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Urban Mining sollte künftig eine zentrale Rolle bei der Gewinnung von Ressourcen spielen, fordert HfWU-Professorin Dr. Petra Hutner.

Vortrag zur Geschichte von Ressourcen fordert Umdenken von "Abfall" zu "Stoffströmen"

GEISLINGEN (hfwu). Auch die menschliche Kommunikation ist eine Geschichte der Ressourcenverwendung und -verschwendung. Deutlich wird das insbesondere bei der Herstellung von Handys. Das zeigte ein Vortrag im Rahmen des Studium-generale an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Geislingen (Steige). Ein grundsätzliches Umdenken beim Umgang mit Ressourcen ist unumgänglich, so die Referentin.

„Schweinfurter Grün“ klingt nicht besonders appetitlich. Die Farbe ist tatsächlich ein giftiges Grün, in doppeltem Sinn. Lange fälschlich gemutmaßt wurde, sie hätte Napoleon den Garaus gemacht. Tatsächlich verströmten die in Schweinfurter Grün getünchten Wände in Napoleons Gemächern Arsen.

HfWU-Professorin Dr. Petra Hutner schlug beginnend mit den Farben einen weiten historischen Bogen einer „Ressourcengeschichte der Kommunikation“. Denn bei den Erdfarben der Höhlenmalerei über die Tusche für die Kaligraphie und Napoleons giftgrünen Wänden bis zu den Seltenen Erden in den heutigen Handys, ging es immer auch um die Frage der Beschaffung und Lieferketten. „Seit der Mensch kommuniziert bedarf es Medien für die Kommunikationsweitergabe“, so die Professorin für Ressourcenmanagement. Einst gehörten zu diesen Medien arsen- oder bleihaltige Farben. Heute werden im Medium Smartphon über 50 verschiedene Metalle verbaut. Viele von ihnen werden, nicht nur in Entwicklungsländern, unter für Mensch und Umwelt katastrophalen Bedingungen gewonnen, führte die Referentin aus.

Wie nachhaltige Lösungsansätze für die Rohstoffgewinnen aussehen könnten, fasste Hutner unter dem Stichwort Urban Mining zusammen. Gemeint ist damit, Stoffströme zu nutzen, die bereits vorhanden sind. So lagert in deutschen Schubladen ein Rohstoffschatz in Form von rund 200 Millionen Althandys. „Die ausgedienten Elektrogeräte könnten den Materialbedarf für circa zehn Jahre decken“, schätzte Hutner. Bauabfälle machen die Hälfte aller Abfälle aus. Eine weitere direkt verfügbare Ressource, die man nutzen könne. Aber auch in Altdeponien schlummere noch Verwertbares. Was meist nicht in diesem Zusammenhang gesehen werde, so Hutner, sei zudem, dass viele Stoffe in Partikelform sehr kleinteilig in der Umwelt vorhanden seien. Technisch sei es möglich auch diese zurückzugewinnen.

Das Fazit der Wissenschaftlerin: Ein strategischer Umgang mit den Ressourcen, etwa in Form einer Kreislaufwirtschaft, sei unumgänglich. „Wir sollten nicht länger in Abfallkategorien denken, sondern in Stoffströmen.“

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