1274
Erste urkundliche Erwähnung der Herren von Tachenhausen. Sie zählten zum niedrigen Adel und gehörten zu den Dienstmannen der Herzöge von Teck. Die Burganlage war eher bescheiden, der Wirtschaftshof lag außerhalb.
1394
Marquart Swelher kaufte von Tachenhausen die Ländereien einer 1391 erstmals urkundlich erwähnten Kapelle. Durch ein Marienbild das wundertätige Kräfte haben sollte, wurde die Kapelle zum Wallfahrtsort.
1402
Die Stadt Nürtingen übernahm die Gerichtsbarkeit und Verwaltung der des inzwischen beachtlich angewachsenen Kirchenvermögens. Durch stetigen Ländereienerwerb wurde eine eigene Markung Tachenhausen gegründet. Es entstanden 2 Meiereihöfe.
1441
Der obere Hof (Burgstallhof) wurde erworben, der neben der Stammburg stand. Aus ihm ging der heute bestehende Gutsbetrieb Hofgut Tachenhausen hervor. Der untere Hof (Klosterhof) war mit starken Mauern umgeben und besteht heute nicht mehr.
1481
Eine eigene Pfarrei mit Pfarrstelle wurde eingerichtet.
1486
Die Tachenhäuser Frauenkirche wurde bereits wieder an die Stifte zu Urach und Herrenberg übertragen und die „Chorherren des gemeinsamen Lebens“ (Mönchsorden) zogen ein. In den Folgejahren kam es zu mehreren Pachtverträgen des Hofes zwischen Chorherren und Meiern. Mit der Gemeinde Oberboihingen kam es zu mehreren Unstimmigkeiten über Weideland, Überfahrtsrechte, Zahlungen,... etc. welche teilweise geschlichtet werden mussten. Die Chorherren waren nicht sehr willkommen und es kam zu Klagen darüber.
1516
Das Chorherrenstift wurde schließlich durch den regierenden Herzog Ulrich aufgelöst. Mit den Erlösen wurde die Stuttgarter Hofkapelle wieder in Betrieb genommen und auch weiterhin finanziert, die Verwaltung übernahm der Probst des Kloster Denkendorf. Herzog Ulrich wurde Herrschsüchtig und lebte in Saus und Braus.
1519
Ulrich belagerte die Reichsstadt Reutlingen. Die schwäbischen Reichsstädte verbündeten sich und vertrieben Ulrich. Tachenhausen wurde somit Herrenlos.
1520
Die Reichsstädte vermachten das Gut an Kaiser Karl den 5. gegen die Kriegskosten. Ein Jahr später übergab dieser Das Land an seinen Bruder Ferdinand unter österreichischer Herrschaft. Dessen Statthalter Turcheß Wilhelm zu Waldenburg belehnte die wieder zur Pfarrei erhobenen Tachenhäuser Kirche an seinen Sohn Otto zu Waldburg.
1523
Das Kloster Denkendorf pachtete Tachenhausen mit allen Rechten.
1526
Die Stadt Nürtingen bot Otto zu Waldburg eine lebenslange Pacht gegen die Abtretung des Gutes. Tachenhausen kam somit in Besitz des neugegründeten Hospital in Nürtingen. Erzherzog Ferdinand stimmte der Einrichtung des Spitals zu.
1534
Herzog Ulrich eroberte mit Landgraf Philipp von Hessen sein Herzogtum gewaltsam zurück und vertrieb die Österreicher. Ulrich führte die Reformation in Württemberg ein. Er überprüfte die Übergabe von Tachenhausen an das Spital Nürtingen und nahm teilweise Güter zurück, der Rest verblieb beim Spital. Die ausgemachte Pension an Otto zu Waldburg lies er gegen dessen Proteste an sich auszahlen.
1536
Der Wallfahrtsort verlor durch die Reformation an Bedeutung. Das Messe lesen wurde verboten. Der Tachenhäuser Pfarrer verschwand mit sämtlichen kirchlichen Wertgegenständen. Tachenhausen wurde kirchlich eine Filiale von Oberboihingen.
1538
Herzog Ulrich lies die Gebäude des Chorherrenstiftes zwischen oberem und unterem Hof abbrechen. Die Höfe wurden bis Mitte des 17. Jahrhunderts durch die Spitalverwaltung jeweils als Erblehen verpachtet. Um bei schlecht wirtschaftenden Pächtern reagieren zu können, wurde später die Pachtdauer auf 6 bzw. 9 Jahre an den meistbietenden begrenzt.
1634
Kaiserliche Truppen fallen ein und plündern Vieh und Vorräte. Das Landvolk flüchtet in die Städte, die Höfe sind mehrere Jahre unbewohnt und verkommen.
1644
Der Klosterhof (unterer Hof) mit Scheuer, Stallung und Behausung brennt ab (vermutlich Brandstiftung durch Oberboihinger Bewohner).
1649/50
Nach jahrelangem Wiederaufbau wird der Klosterhof wieder bewohnt. Beide Höfe wurden wieder an Meier verpachtet.
1660
Brand im oberen Hof.
1664
Weiterer Brand im unteren Hof.
1811
König Friedrich von Württemberg stellte mit einem Erlass alle Stiftungen unter staatliche Aufsicht. Das Spital verlor sämtliche aus dem Kirchenvermögen stammenden Höfe mit Ausnahme der beiden Tachenhäuser Höfe.
1829
Alle Gebäude des unteren Hofes sowie ein Teil der Gebäude des oberen Hofes wurden abgerissen. Dort wurde dann das Meiereigebäude neu erstellt. Die beiden Höfe wurden vereinigt, die Bewirtschaftung erfolgte vom oberen Hof, das Anwesen umfasste 110 ha.
1859
Die Umfassungsmauern wurden abgerissen, weitere Gebäude wurden im oberen Hof erstellt (bis 1862).
1890
Verheerender Brand im oberen Hof. Das Schweizerhaus übersteht die Katastrophe als einziges Gebäude und steht noch heute.
1952
Eine staatliche Obstbauschule wurde gegründet. Dem damaligen Direktor der Höheren Landbauschule, Prof. Dr. Johannes Knecht gelang es im Einvernehmen mit dem Pächter Karl F. Holzbog ca. 16 ha Land des Hofgutes zur Errichtung einer Obstplantage zu pachten. Dies war der Grundstein für die heutige Nutzung des Gutes durch die Fachhochschule Nürtingen.
1957
Die Gemeinde Oberboihingen erwirbt von der Stadt Nürtingen 2 ha Land des unteren Klosterhofes und errichtet dort eine Siedlung.
1961
Mit dem letzten Pächter des vereinigten Hofgutes endete die nahezu 500 Jahre dauernde Nutzung der Tachenhäuser Höfe als Pachtgut. Die damalige Höhere Landbauschule, eine Vorgängereinrichtung der heutigen Fachhochschule Nürtingen, errichtete in Tachenhausen einen modernen Lehr- und Versuchsbetrieb. Der erste Gutsverwalter Hugo Mauthe führte diesen Betrieb bis zu seinem Tod im Jahr 1987 mit großem persönlichem Einsatz und mit fachlichem Geschick in mustergültiger Weise.
1987
Wolfgang Winkler wird Verwalter.
2012
Rainer Mauthe wird Betriebsleiter.
Quelle:
Zur Geschichte des Hofgut Tachenhausen, 1989 Sonderdruck der Volksbank Nürtingen.