Wohnungsgenossenschaften erleben eine wachsende Diversität ihrer Mitglieder, die sich im Hinblick auf gesellschaftliche, kulturelle und soziale Merkmale unterscheiden. Was bedeutet diese zunehmende Mitgliederheterogenität für die praktische Arbeit der Genossenschaftsvorstände? Welche Herausforderungen, aber auch welche Chancen sind hiermit verbunden? Mit dieser Frage befasst sich Stefanie Sorochinski in ihrer jüngst prämierten Bachelorthesis.
Geislingen/Stuttgart. Bei heterogenen Mitgliederstrukturen können sich Genossenschaftsmitglieder hinsichtlich verschiedener Merkmale wie Alter, Einkommen, Geschlecht, Haushaltsgröße oder Ethnizität unterscheiden. Diese Merkmale führen zu unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessenlagen der Mitglieder. Was dies für die Vorstände von Wohnungsgenossenschaften bedeutet, untersucht Stefanie Sorochinski, Absolventin des Studiengangs Immobilienwirtschaft der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), in ihrer Bachelorarbeit „Die Bedeutung von heterogenen Mitgliederstrukturen für Vorstände von Wohnungsgenossenschaften“, für die sie den diesjährigen Preis des Instituts für Kooperationswesen (IfK) verliehen bekam. Das Institut für Kooperationswesen ist eine wissenschaftliche Einrichtung an der HfWU mit einem besonderen Tätigkeitsschwerpunkt im Bereich der Kooperationsforschung und der Genossenschaften.
Der mit 1.000,- € dotierte IfK-Preis wird einmal im akademischen Jahr für besondere Leistungen von Studierenden im Fach Kooperationswesen verliehen. Gestiftet wird der Preis von vier Stuttgarter Wohnungsgenossenschaften, der BGC Baugenossenschaft Bad Cannstatt eG, der Baugenossenschaft Feuerbach-Weilimdorf eG, der Baugenossenschaft Gartenstadt Luginsland eG und der GWF Wohnungsgenossenschaft eG, die alle dem Institutsbeirat des IfK angehören. „Die Arbeit von Frau Sorochinski liefert durch die von ihr geführten Experteninterviews interessante Erkenntnisse. Es wird deutlich, dass sich die Mitgliederstruktur primär organisch entwickelt. Auch ist erkennbar, dass die Vorstände in der Genossenschaftspraxis recht unterschiedlich an dieses Thema herangehen,“ so Institutsleiter und Preisinitiator Professor Dr. Markus Mändle bei seiner Laudatio. Mitgliederheterogenität eröffnet zudem Chancen, etwa durch Risikostreuung und gegenseitigen Austausch. „Die traditionelle Genossenschaftstheorie betont vor allem die höheren Koordinationskosten von heterogenen Mitgliederstrukturen. Wie die moderne Teamtheorie zeigt, kann Heterogenität unter bestimmten Voraussetzungen aber auch Chancen bieten,“ so Mändle. Dies sehen die in der Arbeit befragten Vorstände genauso. Sie erachten eine heterogene Mitgliederstruktur grundsätzlich als positiv.