Das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur plant den Kauf von Ökopunkten aus einer Moorrenaturierung - Projektpräsentation mit Staatssekretärin Gisela Splett.
Großen Anklang fand vor kurzem die Präsentation eines Projekts des Instituts für Landschaft und Umwelt im Unteren Tannhauser Ried bei Aulendorf. Bei sonnigem Wetter traf sich die Staatssekräterin Gisela Splett mit den Projektbearbeitern der Hochschule, beteiligten Behörden, Vertretern von Naturschutz- und Landwirtschaftsverbänden sowie der Flächenagentur im Moor, um sich ein Bild vom Zustand und den geplanten Renaturierungsmaßnahmen zu machen. Mit vor Ort war auch der Eigentümer der Fläche, Graf Maximilian zu Königsegg-Aulendorf. Er erläuterte wann seine Familie in den Besitz der Moorflächen kam und wie der Torfabbau von statten ging. Wie viele Moore in Süddeutschland ist auch das Untere Tannhauser Ried hierfür entwässert worden.
In entwässerten organischen Böden setzen Mikroorganismen die gebundene Biomasse wieder in klimarelevante Gase, hauptsächlich CO2, um. Außerdem werden Nährstoffe frei gesetzt, die mooruntypischen Pflanzen das Wachstum ermöglichen. Dass dieser Prozess sich immer weiter fortsetzt und negative Auswirkungen für das Moor und die Umwelt entstehen erläuterte Moorexperte Dr. Markus Röhl vom Institut für Landschaft und Umwelt. Zusammen mit Alexander Koch schilderte er den Zuhörern den Planungsablauf und die Renaturierungsziele. So war es zunächst einmal nötig den aktuellen Zustand des 62 ha großen Untersuchungsgebiets zu erfassen und genaue Kenntnisse über den Wasserhaushalt sowie die Geländemorphologie zu erlangen. Das Institut für Landschaft und Umwelt hat hieraus ein Gesamtkonzept entwickelt, welches die Renaturierung von 29 ha Fläche vorsieht. Ein wesentliches Ziel der Renaturierung ist die Wiedervernässung durch den Verschluss von Gräben. In zukünftig nassen Flächen sollen dann naturnahe Sumpf- und Bruchwälder entwickelt werden. Wichtig war auch die Erfassung von Zielarten. Das Untere Tannhauser Ried ist beispielsweise Lebensraum der gefährdeten Kreuzotter. Sie findet dort aber nur noch suboptimale Lebensbedingungen. Damit die Population stabil bleibt ist es notwendig lichte strukturreiche Wälder zu entwickeln.
Die für die Renaturierung notwendigen Arbeiten gibt der Eigentümer der Fläche in Auftrag. Er geht damit in Vorleistung und investiert zunächst in die Maßnahmen. Für die Entwicklung der Biotope und den Bodenschutz durch die Wiedervernässung kann der Maßnahmenträger Ökopunkte generieren.
Den Handel mit Ökopunkten und die Bewertung der Maßnahmen regelt die 2011 in Kraft getretene Ökokontoverordnung (ÖKVO). Dieses Instrument hilft Vorhabenträgern Ausgleich für Eingriffe zu schaffen, für die am Eingriffsort keine Flächen zur Verfügung stehen, indem sie Punkte aus anderen Maßnahmen im selben Naturraum kaufen. Am Kauf solcher Ökopunkte ist das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur interessiert, um sie für geplante Bauvorhaben einzusetzen. Den Handel mit Ökopunkten vermittelt die Flächenagentur Baden-Württemberg, für die das Untere Tannhauser Ried das aktuell bedeutendste und größte Projekt darstellt.
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