Einst Existenzkämpfe, heute Modellhochschule

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Bild vom vollbesetzten Saal in der Stadthalle

Die vollbesetzte Nürtinger Stadthalle, am Pult Festredner Ministerpräsident Kretschmann. (Foto: HfWU/Tzamalouka)

Kretschmann und Frey mit Festschrift

Aus den Händen von HfWU-Rektor Prof. Dr. Andreas Frey erhielt Winfried Kretschmann ein erstes Exemplar der druckfrischen Jubiläumsfestschrift (Foto: HfWU/Tzamalouka).

Festakt zum 75-jährigen Jubiläum mit Ministerpräsident Kretschmann in Nürtingen

NÜRTINGEN (hfwu). Spital, Lehrerseminar, NS-Aufbauschule, evangelisches Bildungshaus, Ingenieurschule und schließlich Fachhochschule. Die heutige Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) blickt auf eine lange Reihe von Vorgängereinrichtungen zurück. Vor 75 Jahren wurde in Nürtingen die Höhere Landbauschule gegründet. Damit begann die Geschichte der heutigen HfWU. Gebührend gefeiert wurde das Jubiläum in der Nürtinger Stadthalle mit einem Festakt und 600 Gästen. Darunter viel Prominenz, allen voran Festredner Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Bei einem Podiumsgespräch ging es um die Zukunft der Hochschulen.

„Die HfWU hat sich in ihrer 75-jährigen Geschichte zu einer exzellenten und weltweit vernetzten Bildungseinrichtung etabliert, die ein hochkarätiges Studien- und Forschungsumfeld bietet“, so der Ministerpräsident in seiner Rede. Die Hochschule sei ein starker Motor für wirtschaftliche Entwicklung, Fachkräftesicherung und ökologische Nachhaltigkeit in der Region. „Unser Reichtum sind die Köpfe der jungen Menschen – das zeigt sich auch hier wieder trefflich.“ Zuvor hatten Dr. Hariolf Teufel, Vorsitzender des Hochschulrats der HfWU, und der Nürtinger OB und Vorsitztende des Hochschulbunds, Dr. Johannes Fridrich, die Festgesellschaft begrüßt.

Die HfWU steht in einer langen Tradition von Bildungseinrichtungen in Nürtingen, die bis ins späte Mittelalter zurückreicht. Ein solides Fundament, auf dem man gemächlich hätte aufbauen können, war dies allerdings nicht. „Die ersten 50 Jahre bis zum Erhalt des Standorts Geislingen waren von Existenzkämpfen geprägt, in den vergangenen 25 Jahren standen der Ausbau und die Weiterentwicklung der Studiengänge, die Weiterbildungsprogramme, Markenbildung und Profilierung, die Übernahme und Integration weiterer Funktionen und Aufgaben sowie die Verbesserung der räumlichen Situation im Fokus“, sagte Prof. Dr. Andreas Frey, der Rektor der Hochschule.

Aus der 1949 gegründeten Höheren Landbauschule wurde 1965 die Staatliche Ingenieurschule für Landbau. Wenige Jahre später wurde das Studienangebot um die Fachgebiete Landespflege und Betriebswirtschaft erweitert, berichtete Frey in seinem Rückblick auf die Historie der Hochschule. 1972 wurde aus der Bildungseinrichtung die „Fachhochschule Nürtingen“, samt den Studiengängen Betriebswirtschaft, Landespflege und Landwirtschaft.

Die Frage nach dem Fortbestand war damit aber keineswegs dauerhaft positiv beschieden. Noch im gleichen Jahr gab es bei der Landesregierung Pläne, die Fachhochschule an die Uni Hohenheim zu verlegen. Es blieb noch etliche Jahre eine Hängepartie. Tatsächlich hing viel an einem seit Anfang der 60er-Jahre geplanten Neubau im Nürtinger Stadtteil Braike. 1982 rollten schließlich die Bagger an. Ohne diese räumliche Erweiterung wäre wohl eine Verlagerung nach Hohenheim unausweichlich und die FH Nürtingen Geschichte gewesen.

Mit der Erweiterung ging es noch einen großen Schritt weiter. Mit der von der Landesregierung initiierten Regionalisierung des Bildungsangebots entstand ein neuer Fachbereich in Geislingen. Im März 1988 startete dort mit 45 Studierenden der Studiengang Betriebswirtschaft. Wie in Nürtingen stand zu Beginn auch in Geislingen die Zukunft eher auf tönernen Füßen als auf einem festen Fundament – obwohl sich der Standort bestens entwickelte. Erst 1996 kam aus dem Wissenschaftsrat grünes Licht, der Standort Geislingen war gerettet.

Ein weiterer Meilenstein der Hochschulgeschichte war die Integration der Hochschule für Kunsttherapie Nürtingen (HKT) im Jahr 2016 mit ihren Studiengängen Kunst- und Theatertherapie. Erstmals waren alle drei Säulen der Nachhaltigkeit unter dem Dach der „Hochschule für Wirtschaft und Umwelt“ vereint, die ökonomische, die ökologische und nun auch die soziale. „Zu Recht spricht man seither von der HfWU als Modellhochschule für Nachhaltige Entwicklung“, betonte Andreas Frey. Mit heute 5.200 Studierenden gehört die HfWU zu den großen Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Deutschland.

Im Anschluss an die Reden folgte ein Podiumsgespräch zur „Zukunft der Hochschulen und ihrer Studierenden“. Über die künftigen „Skills, Chancen und Herausforderungen“ tauschte sich der HfWU-Rektor mit Prof. Dr. Jörg Bagdahn, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz, Michael Kaiser, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, Christian Mohr, Geschäftsführer der UnternehmerTUM Projekt GmbH und Nadine Speidel, Geschäftsführerin der Global Flow GmbH aus. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt in der vollbesetzten Nürtinger Stadthalle vom Hochschulchor unter Leitung von Thimo Härter. Nach dem letzten Stück gab es für die fulminanten Darbietungen lang anhaltenden, begeisterten Applaus.

Video vom Festakt 75 Jahre HfWU mit Ministerpräsident Kretschmann am 15.11.2024

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