Potenzial für ein neues Bildungskonzept

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Prof. Dr. Mathias Engel

Vortrag im Studium generale zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz in der Bildung

NÜRTINGEN (hfwu).  „Was geht alles mit KI im Bildungsbereich?", so lautete die Ausgangsfrage eines Vortrags im Studium generale an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Viel mehr als der gewöhnliche Nutzer ahnt, so die Erkenntnis nach der Veranstaltung. So viel, dass es womöglich an der Zeit ist, ein starres Konzept von Bildung zu überdenken.

Ein Blick und sechs Minuten genügen. Dann ist im chinesischen Shenzhen jede beliebige Person identifiziert. Bei der Polizei dort sind Hightech-Brillen im Einsatz, die das möglich machen. HfWU-Professor Dr. Mathias Engel führte in seinem Vortrag das Beispiel an, um auch die Brisanz von Datensicherheit und Datenschutz in Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz aufzuzeigen. Dem immer weitergreifenden Einsatz der Technologien tut das offenbar keinen Abbruch. Nutzerfreundlichkeit, Bequemlichkeit und die Effizienz sind für Engel Gründe für diesen Erfolg. „Hinzukommt, dass allein mit der Nutzung das Vertrauen in die Technologien steigt.“

Kurzum: Wir befinden uns im „Age of AI“, so der Professor für IT-Anwendungen in der Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten Künstliche Intelligenz, Spieltheorie und Verhaltensökonomik. Berechtigte Sorgen seien damit verbunden. Aber vor allem auch ein unglaubliches Potenzial für einen nützlichen Einsatz. Daran ließ der Wirtschaftsinformatiker mit seinem Parforceritt durch die Welt der AI, der neuronalen Netze und der Large Language Models keinen Zweifel.

Der Begriff Künstlicher Intelligenz ist ein Überbegriff, unter dem etwa auch Robotik, Deep Learning und Maschinelles Lernen gefasst werden, führte Engel aus. Auf einen wichtigen Punkt wies der KI-Experte beim Maschinellem Lernen hin. Bei traditionellen Programmen wertet ein statischer Algorithmus Daten aus und kommt so zu einem Ergebnis. Beim Maschinellen Lernen mit KI formuliert der Algorithmus eine Hypothese, erzeugt auf dieser Basis ein Ergebnis, überprüft dies in einer Rückkopplungsschleife und korrigiert so die Hypothese – das System „lernt“. Zu dieser Form der Generativen KI gehören so genannte Large Language Models wie ChatGPT.

Die Anwendungsmöglichkeiten der Technologie scheinen schier unbegrenzt, wie der Referent an zahlreichen Beispielen erläuterte. Ein Foto oder ein Kunstwerk analysieren lassen und ein ähnliches erzeugen, eine Präsentation zu einem vorgegebenen Thema erstellen, Inhalte für einen bestimmten Lerntyp aufarbeiten, Korretorat oder Lektorat sowieso, nach Anweisungen Web-Seiten programmieren, Inhalte passend für einen bestimmten Lerntyp aufarbeiten, eine wissenschaftliche Arbeit inklusive Fußnotenapparat erstellen. Oder einen KI-Tutor für die Lehre entwickeln, ein Projekt das Engel gerade selbst verfolgt und das vom Landeswissenschaftsministerium gefördert wird.

„Eigentlich müsste man angesichts der technischen Möglichkeiten das aktuelle starre Konzept der Bildung überdenken“, so ein Fazit des Hochschullehrers. Als kritischen Punkt merkte er an, dass das Training der Sprachmodelle oft mit riesigen Datenmengen und so mit einem hohen Strom- und Ressourcenverbrauch verbunden ist. "Sprachmodelle werden eher zum selbstverständlichen ständigen Begleiter werden als zur großen Bedrohung", ist er überzeugt.

Beeindruckend waren während der Veranstaltung vor allem die präzisen Ergebnisse der sekundenschnellen Erstellung von Texten aller Art. Dieser hier wurde noch von Menschenhand- und -Kopf erzeugt. Dem haftet im Age of AI, so werden es die rund 40 Interessierten nach dem Vortrag sehen, bereits etwas Antiquiertes an.

 

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