Als letzter Schwerpunkt im Rahmen des Projektes „Sustainable Agricultural and Food Business – German-Estonian Summer School” fand im August der Gegenbesuch der HfWU-Studierenden in Estland statt. Von 11. – 18. August reisten die vier Studierenden der HfWU-Studiengänge Agrarwirtschaft und Nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft zusammen mit ihren drei Kommilitoninnen der Uni Hohenheim zunächst nach Tartu im Südosten Estlands, um dort das studentische Forschungsprojekt über die Herausforderungen und Chancen im Hinblick auf die Entwicklung nachhaltiger Agrar- und Ernährungssysteme im Vergleich der beiden Länder beispielhaft an der Wertschöpfungskette „Kartoffelproduktion“ fortzusetzen und abzuschließen. Und natürlich auch, um die Menschen und die Kultur des Landes im Baltikum kennenzulernen.
Das Programm begann mit einem Besuch in der Markthalle und dem nahegelegenen Bauernmarkt in Tartu - mit rund 100.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Estlands und zurzeit Kulturhauptstadt der EU – wo gezielt Landwirte und Gemüseanbauer aus dem Umland ihre Produkte verkaufen können, aber auch Händler mit exklusiven und höherpreisigen Spezialitäten zu finden sind. Am zweiten Tag stand der Besuch des estnischen Kartoffelzüchtungsinstitutes auf dem Programm, wo bei wunderbarem Wetter die Kartoffelzüchtung Estlands mit ihren Sorten und deren Besonderheiten besichtigt und diskutiert wurde und die schöne und weitläufige Landschaft Estlands auf der Fahrt genossen werden konnte. Nachmittags lud das Nationalmuseum in Tartu ein, die jüngere und ältere Geschichte und Kultur des Landes auf interessante, mit digitalen Medien unterstützte Weise zu erkunden. Am nächsten Tag stand der Besuch der Firma Salvest, größter Konservenhersteller Estlands, auf dem Programm. Eine interessante Diskussion über den Wettbewerb und die Herausforderungen der estnischen Hersteller auf dem europäischen Markt war ein sehr guter Einstieg in die Besichtigung der saisonal auf Hochtouren laufenden Produktion von eingelegten Gurken und Fertigmahlzeiten für die Verpflegung von Soldaten der NATO. Am Nachmittag wurden in Kurzpräsentationen der drei Arbeitsgruppen die wichtigsten Ergebnisse der bisherigen Arbeit vorgestellt und diskutiert.
Der nächste Tag war fokussiert auf das gewählte Thema „Kartoffel“: Begonnen wurde mit einer Besichtigung der Sortier- und Abpackanlage der größten Kooperationen zur Erzeugung und Vermarktung von Kartoffeln. Danach stand der Kartoffelanbau in Estland und dessen Herausforderungen im Hinblick auf die Pflanzengesundheit und die Stellung auf dem heimischen und dem europäischen Markt im Vordergrund. Eindringlich informierte hierüber Kalle Hamburg, Vorsitzender des estnischen Bauernverbandes und großer Kartoffelerzeuger über seine Erfahrungen der letzten 20 Jahre. Den Abschluss des Tages bildete dann die Fahrt in die Hauptstadt Tallinn mit einer Führung in der schönen Altstadt und einem mittelalterlichen Abendessen. Der letzte Besuch war der Agrarpolitik gewidmet: Der Besuch beim Landwirtschaftsministerium und Informationen zur Gestaltung der Agrarpolitik Estlands in den nächsten Jahren waren ein guter thematischer Abschluss des gesamten Aufenthalts. Bevor es dann in aller Frühe wieder mit dem Flugzeug nach Hause ging, war am letzten Tag noch Zeit für eine weitere Führung, die uns zum Ort des größten Chortreffens, das in Estland jährlich stattfindet, führte verbunden mit einem beeindruckenden Spaziergang durch die Parks der Stadt. Insgesamt war es bei schönstem Wetter ein gelungener Aufenthalt, bei dem alle Beteiligten erneut viel gelernt und gesehen und die harmonische Zusammenarbeit seit Beginn des Projektes zielgerichtet fortgeführt haben.
Damit ist das von der Baden-Württemberg-Stiftung dankenswerterweise finanziell geförderte Projekt abgeschlossen, was alle Beteiligten beim letzten virtuellen Projekttreffen im September bedauerten. "Alles in allem war es rückblickend für alle ein bereicherndes Projekt, bei dem fokussiert auf einen kleinen Ausschnitt der Landwirtschaft, ein sehr breiter Einblick in ein anderes Land und die dortige Landwirtschaft gewonnen werden konnte", so das Fazit von Prof. Dr. Jürgen Braun.