Nachhaltige Entwicklung ist ein Prozess und kein Zustand. Dieser Prozess entwickelt sich entlang der
drei Zieldimensionen
- der Ökonomie,
- der Ökologie und
- des Gesellschaftlich-Sozialen.
Die drei Dimensionen werden häufig entweder als Kreisdiagramm mit drei Segmenten, als sich partiell überlappende Kreise oder als ineinander liegende Ellipsen dargestellt. Immer noch weit verbreitet ist daneben das Bild von drei gleichen Säulen, die gemeinsam das Dach der Nachhaltigen Entwicklung tragen.
Diese konkurrierenden Bilder drücken das Ringen um vermutete vorhandene oder zu gestaltende Beziehungen zwischen den drei Dimensionen aus. Diese Beziehungen können komplementär, konkurrierend oder bedingend sein. Letzteres drückt dabei eine vermutete, klare Hierarchie zwischen den Zieldimensionen aus.
Drei Säulen
Schön und zugänglich verdeutlicht es die Notwendigkeit, alle drei Dimensionen bei einer Handlungsstrategie zu berücksichtigen. Im betrieblichen Kontext wird so gerne von der sogenannten Triple Bottom Line gesprochen. Diese dreifache Saldozeile resümiert die unternehmerische Performance anhand des finanziellen, ökologischen und gesellschaftlichen (engl. social) Überschusses, der durch das Unternehmen erzeugt wird. Dieses Berichten ist aus Sicht der nachhaltigen Entwicklung ein großer Fortschritt gegenüber einer rein finanziellen Berichterstattung. Allerdings bleibt das Verhältnis zwischen den Dimensionen weitgehend ungeklärt. Stillschweigend wird vorausgesetzt, dass der ökonomische Erfolg natürlich notwendig, aber eben auch hinreichend ist. Der ökonomische Erfolg sichert den Fortbestand der Unternehmung im Zweifel rechtlich und moralisch. Anders gesagt: Wie viel ökologischer und sozialer Überschuss muss ein Unternehmen aufweisen, um weiter legitim (moralisch gerechtfertigt) weiterbestehen zu können? Darauf gibt die Triple Bottom Line keine klare Antwort. Und auch das Bild der Säulen kommt hier an eine Grenze: Es soll ja ausdrücken, dass die drei Dimensionen gleichberechtigt sind. Allerdings reichen auch zwei oder sogar eine Säule aus, um das Dach zu tragen. Auch hängen die Säulen nicht voneinander ab, jede steht für sich. Die möglichen, komplexen Beziehungen können so nicht abgebildet werden.
Kreisdiagramm mit drei Segmenten
Eine Darstellung als Kreisdiagramm mit drei Segmenten bietet deutlich bessere Möglichkeiten, die Beziehungen zwischen den Dimensionen darzustellen. Es wird deutlicher, dass die Dimensionen voneinander abhängen. Sie können sich verstärken oder hemmen. Ein klassisches Beispiel für eine Synergie ist der effizientere Ressourceneinsatz, der sowohl ökonomisch als auch ökologisch vorteilhaft ist.
Partiell überlappende Kreise
Die Darstellung mit partiell überlappenden Kreisen bietet sich an, wenn Schwerpunkte der Nachhaltigen Entwicklung skizziert werden sollen. Diese entstehen an den Schnittflächen zwischen zwei Kreisen:
- Wirtschaft und Gesellschaft bilden im Schnittpunkt eine gerechte Welt
- Wirtschaft und Umwelt bilden eine lebensfähige Welt
- Umwelt und Gesellschaft eine lebenswerte Welt
Ineinander liegende Ellipsen
Diese Darstellung betont die Bedingtheit der drei Dimensionen. In der Regel wird die Ökologie als größte Ellipse dargestellt. Innerhalb der planetary boundaries, der ökologischen Tragfähigkeit der Erde, organisiert sich die Gesellschaft. Die Wirtschaft erscheint hier nur als Subsystem der gesellschaftlichen Sphäre. Sie kann sich nur innerhalb der ökologischen und gesellschaftlichen Sphäre entfalten.
Zu einer einführenden Diskussion zum Thema vergleiche auch:
Michelsen, G., & Adomßent, M. (2014). Nachhaltige Entwicklung: Hintergründe und Zusammenhänge. In Nachhaltigkeitswissenschaften (pp. 3-59). Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg.