Die Definition der Brundtland-Kommission zu nachhaltiger Entwicklung (NE) ist sehr abstrakt und es ist schwierig, konkrete Handlungen daran auszurichten. Der Grund liegt darin, dass hierfür ein enormes Wissen über die Bedürfnisse heutiger und kommender Generationen und die nachhaltigkeitsrelevanten Konsequenzen der Befriedigung dieser Bedürfnisse nötig wäre. Hierzu wurden die SDGs entwickelt. Ein einzelner Entscheidungsträger (z.B. KonsumentIn oder EinzelunternehmerIn) ist hier allerdings schnell überfordert, da die Kosten der Informationsbeschaffung sehr hoch wären. Für reale Entscheidungssituationen existieren aber handlungsleitende Strategien, die operationalisierbar sind. 

Diese drei Strategien der nachhaltigen Entwicklung sind Effizienz, Konsistenz und Suffizienz. Sie bieten Kriterien zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Handlungen im Sinne einer plausiblen Erfüllung der Brundtland-Definition an. Bevor die Strategien vorgestellt werden, ist es wichtig zu wissen, dass sie aus unterschiedlichen Zusammenhängen stammen. Dies erklärt auch, dass sie durchaus zu unterschiedlichen NE-Bewertungen desselben Sachverhaltes führen können. 

Effizienz

Die Effizienz ist hier zunächst der Quotient aus Output und Input eines technischen Prozesses oder konkret etwa einer Maschine. Das ökonomische Rationalprinzip verlangt eine Maximierung dieses Quotienten: Maximiere die Zielerreichung (hier: den Output) für einen gegebenen Mitteleinsatz (hier: Input). Alternativ kann auch der Input für einen gegebenen Output minimiert werden (vgl. Neus 2009: 4). Effizienzsteigerungen können dann den Ressourcenverbrauch reduzieren, ohne dass weniger von einem Gut verbraucht wird. Es ist also keine Verhaltensänderung notwendig. Allerdings kann eine effizientere Produktion zu sinkenden Preisen führen. Diese führen dann wieder zu gesteigerter Nachfrage und damit einem gesteigerten Ressourcenverbrauch. Dieses Phänomen wird Rebound-Effekt genannt. Ein Beispiel sind LED-Leuchtmittel, die wesentlich weniger Strom verbrauchen als konventionelle Glühbirnen. Dies kann dazu führen, dass vermehrt das Licht angelassen wird, weil es ja "fast nichts" kostet.  

Konsistenz

Wenn also Effizienz nicht aus sich heraus eine nachhaltige Entwicklung erreichen kann, muss man von der Mengenbetrachtung (Menge Input und Menge Output) zu einer Qualitätsbetrachtung kommen. Man muss also fragen, um welche Art von Input und Output es sich denn handelt (Huber 2000:3f.). Und die industriellen Stoffkreisläufe müssen besser oder sogar vollständig in die natürlichen Stoffkreisläufe eingebettet sein (Huber 2000: 5). Praktische Bedeutung erlangt hat dieses Konzept mit dem sogenannten Cradle-to-Cradle-Ansatz. Stoffe sollen nicht von der Wiege (engl. cradle) ihren Weg zur Bahre nehmen, d.h. als Abfall enden, sondern nach Ihrer Nutzung erneut als Produktgrundstoff Verwendung finden können (Braungart, McDonough & Bollinger 2007: 1338).

Suffizienz

Allerdings ist fraglich, ob die Konsistenzstrategie rechtzeitig hinreichend realisiert werden kann. Innovationen für "Cradle to Cradle" benötigen Zeit  und sind in ihren Wirkungen oft noch unbekannt (Linz et al. 2002: 11). Hier liegt die Bedeutung der Strategie der Suffizienz. Beschränkungen des Stoff- und Energieumsatzes bei Produktion und Konsum sollen es ermöglichen, innerhalb der ökologischen Grenzen der Belastbarkeit der Erde zu leben (Linz et al. 2002:10). Allerdings ist fraglich, ob eine solche Veränderung der Konsumgewohnheiten gelingen kann. Linz (2015) bietet einen Einblick in die politischen Handlungsoptionen und ihre Eingriffstiefe. 

 

Es bleibt eine offene Frage, welche Bedeutung die drei Strategien im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung haben. Entscheidend ist dabei, welche Realisierungschancen der Konsistenz aus technologischer und der Suffizienz aus anthropologischer Sicht zugestanden werden. Effizienz alleine hingegen erscheint als notwendiges aber nicht hinreichendes Konzept.